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Revolution Non Stop -

Ein Spiel mit den Resten der Überproduktion in den Ruinen des Fordismus

Christoph Schäfer BRD 2000 / 16mm / 19 min

Hans-Christian Dany, Annette Wehrmann und Angela Richter in einer Szene von Revolution Non Stop, Christoph Schäfer 2000

Konzept
Ein inszenierter 16mm Film. Der Film läuft nonstop tagsüber von 12-17 Uhr während der Ausstellung (vom 1. Juli bis 31. September, Eintritt frei) im Metropolis-Kino, wo auch die Handlung beginnt und endet. Der Film wird im Rahmen der Ausstellung Aussendienst von der Kulturbehörde Hamburg produziert. Einige Elemente, die im Film als Ausstattungsstücke oder Kulissen verwendet wurden, die Reste der Inszenierung, bleiben im Stadtraum stehen, über die ganze Ausstellungsdauer (Rosie's Café im Metropolis, Dammtorstr. 30a, und Mönckebergstrasse, Ecke Gerhard Hauptmann-Platz).

Ein Verwirrspiel zwischen Kinowelt und mit Bildern aufgeladener Imagecity soll sich dazwischen entfalten.

Hintergrund
Die objektiven Voraussetzungen für ein Leben befreit von der Arbeit sind erfüllt. Diese Tatsache ist unbewusstes kollektives Wissen, das sich in mannigfaltigen sub-proletarischen Aktivitäten zeigt: halb erfinderisch, schöpferisch, halb destruktiv gegen den Status Quo gerichtet, halb kleinkriminell sich durchwurstelnd. Ein soziales Leben das auf der Flucht ist, das nicht Mitte ist und sein will, das sich Ziele außerhalb der ökonomischen Arbeitslogik setzt, das Spiele erfindet, das die Wirklichkeit subjektiven Tests unterwirft. Das sich als spontane Arbeitsunterbrechung oder Hobby zeigt. Ein Blick, der, was sich als Zentrum zu installieren versucht, ignoriert, unterläuft, umgeht, austrickst.

Der Film tut dasselbe: die Innenstadt inszenieren, anderen Regeln unterwerfen, zweckentfremden, also die Sachen, die eher an der Peripherie stattfinden, ausgegrenzt oder kriminalisiert werden, feiern, im Zentrum behaupten. Unterschiedliche Orte im Zentrum der Hamburger Innenstadt in Verbindung setzen. Orte, die so veraltet sind, das sie das Versprechen einer möglichen besseren Zukunft in sich tragen.

Hintergrund des Films ist die negative Verwirklichung von in der künstlerischen Avantgarde entwickelten Techniken und Verfahren durch die heutige Kulturindustrie. Der Durchgang der Hauptakteurinnen erinnert an die Flanerie des 19ten Jahrhunderts. Die Entwürfe flexibler Städte für ein nomadisierendes Leben voller Abenteuer, finden ihr müdes Echo in den Einkaufspassagen, Erlebnisgastronomien und Imagecities von heute. Das durchbrechen der Grenze zwischen Arbeit und Privatleben - in den sechziger Jahren noch revolutionäre Utopie - schickt sich an, unter anderen Vorzeichen, technisch durch Mobilfunk, Laptops etc. unterstützt, wirtschaftlich durch outsourcing, flache Hierarchien und allgemeines Subunternehmertum, kulturell durch obsessives Veröffentlichen der eigenen psychologischen Verfassung in Talkshows, verwirklicht zu werden. Während früher Filme die Welt abbildeten oder romantisierten, werden heute Identitäten, städtische Wirklichkeiten durch Filme geprägt. Die Imagecity ist bestrebt ein perfektes Bild von Stadt herzustellen, indem sie das durch die Überproduktionskrise verursachte Elend ausgrenzt.

In dieses städtische Feld bewegt sich Revolution Non Stop hinein. Der ganze Film ist durchsetzt mit Aussagen in Warenform: Kostüm, Etiketten, Zeitungen und Werbungen sind zweckentfremdet (Grafik: Torsten Jahnke) mit Slogans versehen. Dabei geht es darum, in dem Feld zu arbeiten, das heute immer wichtiger wird: Subjektivitätsherstellung - Waren, die von immer komplexeren Bedeutungsschichten ummantelt werden. Revolution Non Stop zieht eine warenförmige dekonstruktivistisch-poetische Ebene in die städtische Matrix ein.