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Auslaufendes Rot - Anti-Monument für die Rote Ruhr Armee

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Die Märzrevolution im Ruhrgebiet, die Revolte der Arbeiter_innen der Roten Ruhr Armee 1920, ist der größte Aufstand in der deutschen Geschichte seit dem Bauernkrieg. Doch die Erinnerung an die Ereignisse ist gelöscht, die Denkmäler sind geschliffen, die Geschichte verdreht und umgeschrieben.

Im Morgengrauen des 13. März 1920 marschiert eine gespenstische Truppe in Berlin ein: Marinesoldaten der "Brigade Ehrhardt" zwingen die Regierung zur Flucht. Auf ihre Helme haben die Putschisten Hakenkreuze gemalt.

Im ganzen Reich kommt es als Reaktion auf den Putsch zu Streiks und Demonstrationen. Als das "Freikorps Lichtschlag" ins Ruhrgebiet einrückt, greifen die Arbeiter zu den Waffen. Die reaktionäre Truppe wird geschlagen, die Arbeiter gehen direkt zur sozialen Revolution über. Sie kämpfen für das Rätesystem. Unabhängige Sozialdemokrat_innen, Syndikalist_innen und Spartakist_innen formieren sich zur Roten Ruhr Armee und erobern von Dortmund ausgehend das gesamte Industrierevier.

In Essen kulminieren die Kämpfe am Steeler Wasserturm. Zwei paramiltärische Einheiten, die reaktionäre Einbürgerwehr und die Sicherheitspolizei (Sipo) haben sich in dem Gebäude verschanzt. Auch nachdem ganz Essen bereits von den Arbeiter_innen erobert ist, weigert sich die Truppe zunächst, aufzugeben. Als die Besatzer schließlich die weiße Fahne heraushängen, kommen die Arbeiter_innen aus der Deckung. Doch ein Teil der Turm-Besatzung bekommt das nicht mit - oder lehnt es ab, sich zu ergeben. Sie werfen Handgranaten in die Menge.

Schließlich gelingt es den Arbeiter_innen doch, den Turm zu erobern. Insgesamt 11 der 46 Besatzer kommen in Folge der Kämpfe zu Tode. Wieviele Arbeiter_innen bei den Kämpfen starben, ist bis heute unbekannt.

In der Folge entsteht der "Mythos-Wasserturm": "Man mache den Test und Frage nach dem Kampf um den Essener Wasserturm", schrieb 1970 Erhard Lucas in der Einleitung zum Standardwerk über die Märzrevolution im Ruhrgebiet, "...so wird man fast immer die Geschichte zu hören bekommen, wie die "Roten" einige Dutzend brave Polizisten und Essener Bürger "viehisch abgeschlachtet" haben." Und daran hat sich bis heute wenig geändert: in der Lokalberichterstattung über "Auslaufendes Rot" ist von "Greueltaten" die Rede, von "Geschichtsklitterung"und "unkritischer Verherrlichung der Roten Ruhr Armee".

Die Erzählung von den "Verbrechen der Roten Ruhr Armee" wird erfunden, um den Aufstand der Arbeiter_innen zu denunzieren und die im April 1920 folgenden Massaker von Freikorps und Reichswehr an der Bevölkerung zu rechtfertigen, denen tatsächlich tausende Menschen zum Opfer fallen.

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Die Denkmalsituation im Ruhrgebiet

Bereits in den zwanziger Jahren wird eine irreführende Tafel am Wasserturm angebracht. Darauf sind sämtliche 40 Tote verzeichnet, die die Paramilitärs und Polizeitruppen in den Kämpfen mit den Arbeiter_innen zu beklagen hatten. Die Tafel suggeriert, daß alle Verzeichneten bei den Kämpfen um den Wasserturm umgekommen seien.

Die Geschichtsfälschung wird von der Rechten initiiert und instrumentalisiert: In der Nazizeit finden hier Feierlichkeiten zu Ehren der "Helden der Bewegung" statt: Hermann Göring hält am 19. März 1934 eine Gedenkveranstaltung ab. Ungebrochen gehen die Kranzniederlegungen bis in die 60erjahre weiter.

Doch nicht nur am Wasserturm wird die Geschichte umgeschrieben: Die Gräber der Reichswehr-Opfer auf dem Südfriedhof und dem Nordfriedhof werden von den Nazis eingeebnet. In Essen wird den Putschisten aus den Freikorps sogar ein Denkmal errichtet: Gebaut in der Nazizeit, auf Betreiben des Freiherrn von Watter, seines Zeichens Befehlshaber und verantwortlich für die von Reichswehr und Freikorps verübten Massenmorde im Ruhrgebiet. In der Nähe von Haus Horst gelegen, wird das "Ehrenmal" nach dem Krieg halbherzig in ein "Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus" umbenannt - der faschstischen Ästhetik des Monuments tut dies keinen Abbruch. Noch am 20. April 2010 sollen Nazis hier einen Fackelaufzug zu Hitlers Geburtstag abgehalten haben.

Eine vorsichtige Korrektur der  verfälschten Geschichtsschreibung im Ruhrgebiet kommt erst mit der Verbreitung von kritischer Theorie im Zuge der anti-autoritären Bewegung in Gang: Erhard Lucas Standardwerk "Märzrevolution" erscheint 1970. Nicht ohne darauf hinzuweisen, wer denn das Vergessen bis dahin organisiert hatte: die mächtige Industrie des Ruhrgebiets, die von Beginn an auf der Seite der Freikorps steht, und die SPD, die zunächst im März von den linken Arbeiter_innen vor den Putschisten gerettet wird - nur um kurz drauf, im April, die putschenden Militäreinheiten auf die Arbeiter_innen loszulassen.

Anfang der Achtzigerjahre werden durch die Stadt Essen an vielen Orten sachliche Schrifttafeln montiert, die über Geschichte und  Funktion der verschleiernden Gedächtnisplatten, Orte und Ehrenmale aufklären. Am Ehrenmal in Essen-Horst heisst es korrekt:

"Dieses Bauwerk wurde von den Nationalsozialisten im Jahre 1934 als Ehrenmahl für die Gefallenen der Freikorps, Einwohnerwehren, Reichswehr und Polizeieinheiten errichtet, die 1918 - 1920 gegen die revolutionären Arbeiter im Ruhrgebiet kämpften.
Damit versuchten die Nationalsozialisten, ihre Sichtweise der Revolutionszeit 1918 - 1920 propagandistisch durchzusetzen, also vor allem
- die Weimarer Republik - das Ergebnis der Novemberrevolution 1918 - herabzuwürdigen.
- die Arbeiter der Roten Ruhr Armee zu verunglimpfen, die im März 1920 zur Abwehr des reaktionären Kapp-Putsches zu den Waffen griffen und gegen putschende Freikorps-Einheiten, nach Beendigung des Putsches aber auch für die Durchsetzung revolutionärer Forderungen (u.a. Rätesystem) kämpften,
- die Mitglieder der Freikorps, von denen viele schon 1918 politisch rechtsextrem eingestellt waren und später als Nationalsozialisten die Weimarer Republik bekämpften, als nationale Helden und Wegbereiter des Nationalsozialismus zu feiern,
- den gewaltsamen Kampf der revolutionären Arbeiter in den bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen 1918 - 1920 als "Roten Terror" zu brandmarken, den "weißen Terror" der Freikorps aber zu verschweigen,  dem nach der militärischen Besetzung des Ruhrgebiets im April 1920 weit über 1000 Arbeiter zum Opfer fielen,
- die Beseitigung der Demokratie und die Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur 1933 als "Rettung Deutschlands" darzustellen."

Doch ästhetisch wissen die sachlichen Erklärungen die Dominanz der rechten Mahnmalslandschaften nicht zu brechen. Fast unsichtbar ist die Erinnerung an die Opfer aus Reihen der Arbeiter_innen. Die heroischen Taten der radikalen Arbeiter_innen bleiben im öffentlichen Raum völlig unrepräsentiert. Daran hat sich auch im Rahmen der Kulturhauptstadt RUHR.2010  nichts geändert.

Eine seltsame Situation: Ist die Märzrevolution bzw. der Ruhraufstand für die Geschichte des Ruhrgebiets nicht genau so bedeutsam wie die Entdeckung der Kohle oder die Erfindung des nahtlosen Eisenbahnrades? Das wichtige Industrierevier hatte es 1920 in der Hand, Deutschlands Weg nach rechts aufzuhalten, ja mehr als das: der Entwicklung des Sozialismus eine ganz andere Richtung zu geben. 

Organisiertes Vergessen in Essen. Um der fragwürdigen Erinnerungs- und Verdrängungssituation etwas entgegen zu setzen, hat der in Hamburg lebende Künstler Christoph Schäfer mehrere Orte mit künstlerischen Installationen markiert: den Westfalendamm, an dem das Freikorps Lichtschlag eine empfindliche Niederlage hinnehmen musste, den Wasserturm Steeler Straße, außerdem eine Straßenbahn in Dortmund.

Dabei verwendet Schäfer die Mittel des Stadtmarketings, und überprüft, ob die Beflaggung und das farbige Licht, mit denen Industriegebäude wie Investorenarchitekturen gleichermassen entkontextualisiert und in ein inhaltsleeres, entpolitisiertes, ästhetisches Objekt verwandelt werden, auch für das gegenteilige Anliegen taugen:

Die Rekontextualisierung des Essener Wasserturms, die Aktualisierung seiner Geschichte, von der der Ort durch den Sieg des Nationalsozialismus und eine Politik des Verdrängens in der Nachkriegszeit, bis heute abgeschnitten ist.

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Notizen zur Roten Ruhr Armee 1

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Notizen zur Roten Ruhr Armee 2

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Auslaufendes Rot - Anti-Monument für die Rote Ruhr Armee

Installation von Christoph Schäfer

12.06. - 08.08.2010

Wasserturm Steeler Strasse und Kino Eulenspiegel | Essen
Westfalendamm und Strassenbahn | Dortmund

Mit einer mehrteiligen Arbeit markiert der Hamburger Künstler Christoph Schäfer Orte im Ruhrgebiet, die mit der vergessenen Geschichte der Roten Ruhr Armee verknüpft sind. So entsteht zwischen Essen und Dortmund ein mehrteiliges "Anti-Monument", das die revolutionären Kämpfe des Jahres 1920 mit der nachindustriellen Wirklichkeit in Bezug setzt.

Konzeption: Christoph Schäfer

Realisation: Jürgen Findeisen

Im Rahmen von B1|A40 - Die Schönheit der grossen Strasse kuratiert von Markus Ambach

Kulturhauptstadt RUHR.2010

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Orte:

Essen: Wasserturm Steeler Strasse, Tram: 109 und 103 bis Wasserturm Videoinstallation im Eulenspiegel Filmtheater, Tram: 109 und 103 bis Wörthstrasse

Dortmund: B1, Allee auf dem Westfalendamm, U 47 bis Vosskuhle Strassenbahn fährt durch die ganze Stadt

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Reviews:

Interview mit Johannes Springer in der österreichischen Musikzeitschrift SKUG

Justin Hoffmann im Kunstmagazin Springerin (hier mit Bild)

Werner Sarbok in der UZ

Video von KI-TV

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Eine präzise kurze Darstellung des Ruhraufstands von Erhard Lucas: Die Märzrevolution 1920 und ihre historische Verarbeitung

Interessante Seite zur Denkmalsituation um den Ruhraufstand in Essen und dem Ruhrgebiet: Ruhr1920

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"Wir wollen nicht im Staube kriechen vor denjenigen, die durch den Zufall der Geburt sich ein Von-Oben-Herabblicken anmaßen dürfen. Wir wollen nicht weiterhin besitzlose Proletarier sein, sondern wir verlangen Miteigentumsrechte an den Produktionsmitteln. Wir verlangen Miteigentumsrecht an den von uns erzeugten Produkten. Wir verlangen Eigentumsrecht an den Schätzen, die sich auf und unter der Erde vorfinden. Wir verlangen das Paradies auf Erden und lassen uns nicht länger mit der Hoffnung auf ein besseres Jenseits abfinden."

Vollzugsrat der Zechenkolonie Lohberg in Dinslaken im März 1920

Bekanntmachung: Die Veröffentlichung nationalistischer, monarchistischer, antisozialistischer, das Wesen der Rätediktatur befehdender Artikel und Notizen ist nicht gestattet.

Essen den 20. März 1920 - Der Vollzugsrat des Arbeiterrats Essen

„Der Erziehungsgedanke hat an die Stelle des Strafgedankens zu treten. Die gedankenlose Einsperrung armer, schwacher Menschen, die den rechten Weg nicht kannten oder sich darauf nicht halten konnten, in Zuchthäusern und Gefängnissen widerspricht der Menschenwürde, ebenso die Todesstrafe."

Volksbeauftragter für die Sozialisierung der Justiz, Elberfeld, März 1920

Christoph Schäfer wohnt und arbeitet in Hamburg. Der in Essen geborene und aufgewachsene Künstler beschäftigt sich mit dem urbanen Raum als Produkt aus Geschichten und gesellschaftlichen Kämpfen, aus Alltagspraxis und Imagination der BewohnerInnen. Schäfer ist maßgeblich an "Park Fiction" beteiligt, dem aus "kollektiver Wunschproduktion" entstandenen Park an St. Paulis Hafenrand. Mit Park Fiction war Schäfer Teilnehmer an der Documenta 11. Schäfers erstes Buch "Die Stadt ist unsere Fabrik" ist 2010 bei Spector Books in Leipzig erschienen.

 

"...denn die Grünen schossen aus dem Turm gegen ihr Dachfenster. Und jeden Augenblick konnte einer von ihnen durch eine Kugel getroffen werden. Franz schoss wieder, er schoss voller Wut. Er erinnerte sich an die vergangenen Nächte, an die Schläge in sein Gesicht und an die Drohung der Polizisten mit Erschießen und mit Totschlagen, und er erinnerte sich an die schreckliche Zelle und an die Ungewissheit, und wie er drinnen auf seinen Tod gewartet hatte. Und drüben in dem flammenden und rauchumwallten Wasserturm saß dieser Tod, saßen die Feinde und zielten nach seinem Kopf. Sie wollten sein kaum wiedergewonnenes Leben auslöschen. Er griff nach einem neuen Gurt, zog diesen in das Maschinengewehr hinein und schoss wieder. Jetzt schoss er ruhiger und sicherer, und die Gedanken an sein kleines Heim kamen nicht wieder. Sie mussten den Tod in dem Wasserturm zum Schweigen bringen, der mit zischenden und kreischenden Sensen auf ihr Leben zielte. Unten in den Straßen gingen die Gruppen der Arbeiter zu einem neuen Sturm vor. Einige der Männer hatten sich unter den Kugeln der Grünen bis in die Nähe der starken Eisentür herangearbeitet und warfen eine neue geballte Ladung. Während der Donner dröhnte, rannten die Männer zurück. Einer stürzte hin und blieb liegen. Aus dem Turm flogen wieder Handgranaten heraus und krepierten dröhnend auf der Straße, und die vorwärtsstürmenden Scharen mussten wieder zurückflüchten. Abermals stockte der Kampf, und das Feuer der Gewehre tobte hinüber und herüber. Aber die wagemutigen Männer krochen von neuem gegen den Turm, sprangen auf und warfen ihre Handgranaten gegen die schon verbogene Eisentür. Wieder stürzte einer von ihnen hin und stand nicht mehr auf. In den Nebenstraßen wurden immerfort Verwundete weggeschleppt. „Herrgott", schrien die Männer, „sie knallen uns einen nach dem anderen ab, und wir kommen keinen Schritt vorwärts. Man sollte den ganzen Turm in die Luft sprengen." Renteleit, der finster grübelnd neben Franz Kreusat gelegen hatte, sagte plötzlich entschlossen: „Ich geh' hinunter!" Franz Kreusat fragte erschrocken: „Was willst du tun?" und wollte ihn zurückhalten. Renteleit aber hatte schon mehrere Handgranaten zusammengebunden, er entwand sich Franzens Hand und rannte hinunter. Einige Minuten später dröhnte eine neue erschütternde Explosion. Der große, schwerfällige Renteleit war fast aufrecht über die Straße gerannt und hatte die Ladung gegen die Tür geschleudert, die jetzt ganz aufgebrochen war. Das Feuer im Turm verstummte für eine Weile, und in den Straßen brauste ein tausendstimmiger Lärm. Franz Kreusat hörte Schreie: „Sie stecken die weiße Fahne heraus!" Er hörte eiliges Laufen, die Menge ging vor. Da krachten neue Detonationen. Die Grünen hatten in die vorstürmende Menge Handgranaten geworfen. Franz überließ das Gewehr den anderen und rannte hinunter, um sich nach Renteleit umzusehen. Der taumelte ihm in der Tür entgegen und stöhnte: „Die Hunde, die verfluchten, die Mordbuben! Wie an der Post!" Sie zogen sich in das Haus zurück, denn die Grünen hatten gegen die Straßen und Häusereingänge wieder ein rasendes Feuer eröffnet. Von neuem tobte der tödliche Feuerkampf. Auf der Straße lagen mehrere Tote, und wieder schleppte man in den Nebenstraßen verwundete Genossen ab. Ergrimmt und voller Hass starrten die Männer gegen den verdammten Bau, der sich in eine Hölle verwandelte. Und wieder ging eine Stunde dahin, ohne dass man einen Schritt vorwärts kam. Einmal trat eine kurze Pause bedrückenden Schweigens ein, und dann folgte wieder das Gebrüll des Todes. Die Straße zeigte schon viele Blutlachen, und überall tropfte Blut aus den vielen Wunden. Wieder krochen einige der Männer vor. Jetzt musste ein Ende gemacht werden. Und wenn sie selber daran zugrunde gingen. Sie standen auf und schleuderten in die Fenster und gegen die Tür ihre Handgranaten. Und wieder taumelten einige blutend zurück. Da ertönte ein neues Geschrei: „Sie hissen wieder die weiße Fahne!" „Nicht vorlaufen, abwarten! Sie sollen rauskommen!" warnten andere. Die Grünen winkten mit der weißen Fahne. Einige der erschöpften Männer entschlossen sich, trotz der warnenden Schreie vorzugehen. Als sie in der Nähe des Turmes waren und hinaufriefen, die Grünen sollten herauskommen, da flogen wieder Handgranaten aus dem Turm heraus. Aber eine Gruppe schleuderte ihre Handgranaten in die Türöffnung und drang durch den Rauch hinein. Endlich verstummte das Feuer. Die Grünen kamen. Bleich, wie aus Stein, mit erhobenen Händen." Hans Marchwitza, Sturm auf Essen, Roter Eine Mark Roman, 1930

>>"Rote Armee" im Ruhrgebiet - fragt man heute Bewohner des Ruhrgebietes nach jenem aufregenden Geschehen im Jahre 1920, so erhält man von jenen, die etwas gehört haben oder sogar Augenzeugen waren, in der Regel Antworten, die die Wirklichkeit geradezu auf den Kopf stellen. Man mache den Test und frage nach dem Kampf um den Essener Wasserturm, so wird man fast immer die Geschichte zu hören bekommen, wie die "Roten" einige Dutzend brave Polizisten und Essener Bürger "viehisch abgeschlachtet" haben. (...) Die 12 Jahre nationalsozialistischer Herrschaft (...) haben das Geschichtsbewusstsein der deutschen Arbeiterklasse so gründlich zerstört, daß es vorerst fraglich ist, ob es je wiederbelebt werden kann.<< Erhard Lucas, Märzrevolution im Ruhrgebiet, Band 1, S. 7ff, März Verlag 1970